
Baby Boomer, Gen X, Gen Y, Gen Z: Generationen im Überblick und Tipps zur richtigen Ansprache / Teil 2
15. Oktober 2020 Im ersten Teil des Artikels haben wir uns kurz näher den Begriff „Generationen“ angeschaut, uns dann einen Überblick über die sechs Generationen verschafft und uns näher mit den Baby Boomern und der Generation X auseinandergesetzt. Nun schauen wir uns an, wie es um die Gen Y (aka Millennials) und Gen Z steht.Generation Y und Generation Z sind stark durch die Entwicklung der Medien und Technologie geprägt
Was die beiden Generationen verbindet und was sie von ihren VorgängerInnen unterscheidet ist, dass sie in einem durch Internet vernetzten Zeitalter geboren und aufgewachsen sind. Folgende Zeitstrahl-Grafik bieten eine gute Veranschaulichung.

Generation Y (Millennials)
Die Millennials, oder auch Internetgeneration oder Netzwerkkinder, oder Generation-Me, wurden in ihrer Sozialisation durch ein Gefühl der Grenzenlosigkeit geprägt. Fortschreitende Globalisierung, beinahe unendliche neue Vernetzungs-Chancen durch das Internet, soziale Medien und neue Kommunikationstechnologien bieten den Millennials eine bisher unerhörte Freiheit und Flexibilität. Unmengen an Chancen eröffnen sich sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext. Es ist allerdings bei weitem nicht alles rosarote Zuckerwatte, denn wie wir wissen: „mit Freiheit kommt Verantwortung“.
Steigender Wettbewerbsdruck, instabile Arbeitsverhältnisse und der Druck, möglichst vielen Anforderungen, die durch die neuen Chancen entstehen, standzuhalten. Innovation und Trends prägen die Berufswelt: Grenzenlosigkeit nach dem Motto „alles ist möglich“ kann auf Dauer anstrengend sein. Wenn alles fließt, und das schnell, gewinnt unweigerlich die Frage nach dem Sinn an Bedeutung. Sinnhaftigkeit, Entfaltung, Selbst- und Mitbestimmung, Gleichberechtigung, soziokulturelles Engagement sowie Offenheit und Toleranz sind Werte, die die Millennials charakterisieren.
Millennials und die Arbeit
Der Spagat zwischen der erwarteten beruflichen Flexibilität und Selbstbestimmung auf der einen, und der gewünschten Stabilität und Sicherheit im privaten Leben auf der anderen Seite, ist eine der großen Herausforderungen dieser Generation. Um dies leichter zu vereinbaren wird Arbeit nicht mehr so streng vom Privatleben getrennt. Der Job muss Sinn machen, Selbstverwirklichung bieten, am besten allerdings gemeinsam mit einem inspirierten Team. Das Konzept „Work-Life-Balance“ entwickelt sich zu einer „Work-Life-Integration“. Flexibilität bedeutet hier, dass Arbeiten in der Freizeit toleriert wird, wenn es während der Arbeitszeit auch Platz und Zeit für private Angelegenheiten gibt.
Ansprache Millennials
Über Werte
- Sinnhaftigkeit
- Selbstbestimmung und Flexibilität
- Vernetzung & Teamwork
Über Merkmale
- Leben im Hier & Jetzt
- 24/7 online, Always-On-Mentalität
- Work-Life-Integration
Über Motivation
- Selbstverwirklichung
- Vernetzt-Sein
- Projektbezogenes, sinnstiftendes, projektbezogenes Arbeiten wichtiger als Führungsposition
- Bereicherung des Privatlebens
Millennials und Mediennutzung
Internet und Handy sind überlebenswichtig. Laut der Austrian Millennial Report 2018
sind sie sogar wichtiger als Sex, Freunde und Familie. Auf der Frage worauf sie eine Woche lang ohne Probleme verzichten können, antworteten Millennials vor zwei Jahren folgendermaßen:

Tageszeitungen und Fernsehen stehen ganz oben auf diese Verzichtsliste: das Mediennutzungsverhalten der Millennials verschiebt sich sehr stark von klassischen Medien hin zu internetbasierten Services wie Social Media, Netflix und Amazon Prime. Über kostenpflichtige Abos verfügen, laut derselben Studie, jeweils 43% und 41%. 45% der befragten Millennials benutzen YouTube fast täglich. In Bezug auf Social Media entwickelt sich der Trend weg von Facebook hin zu Visual Social Media Plattformen wie Instagram: 39% der Millennials nutzen Facebook passiv, während 71% Instagram aktiv nutzen.
Was die Business Netzwerke betrifft liefert dieser Social Media Report 2020 einen interessanten Vergleich zwischen XING und LinkedIn: In der Altersgruppe 25 – 34 nutzen 24% XING während 59% sich auf LinkedIn für ihr berufliches Networking verlassen.
Generation Z
Digitalisiert und vernetzt aufgewachsen, ist die Generation Z noch stärker durch die Online-Welt, die sozialen Medien und die modernen Kommunikationstechnologien geprägt. Vielleicht weil ihre Sozialisationsphase gerade abgeschlossen ist und die Generation „relativ neu“ und noch nicht so etabliert wie die Vorgängerinnen ist, werden ihnen verschiedenste Charakteristika zugewiesen. Manche Quellen sprechen von hoher Disziplin, Anpassungsbereitschaft, Akzeptanz bis hin zu einem Wunsch „so zu sein wie alle“. Allein das „OK Boomer“ entmächtigt diese Behauptung.
Generation Z: die Einzelkämpferin
Die PFH (Private University of Applied Sciences Göttingen) bezeichnet sie als EinzelkämpferInnen und schreibt ihnen ein Gefühl der Ohnmacht zu. Ohnmacht mag übertrieben sein, aber in Anbetracht der Allgegenwärtigkeit von Krisen verschiedenster Art, in Kombination mit durchgehender Informiertheit, ergibt diese Behauptung durchaus Sinn. Ein sehr lesenswerter Artikel der Pew Research Center gibt an, dass die Hälfte der ältesten Gen Zs (18-23 Jahre alt) sagen, dass sie oder jemand aus deren Haushalt durch die Corona-Krise den Job verloren haben oder eine Reduzierung des Gehalts erlebt haben. Natürlich haben es viele gerade nicht leicht, allerdings, so PRC, sind die Anteile der betroffenen Gen Zs signifikant höher als die Anteile von Millennials (40%), Gen Xers (36%) und Baby Boomers (25%), die dasselbe sagten.
Generation Z und die Arbeit
Weitere Quellen, unter anderem Mercer, weisen auf eine wiederkehrende Trennung zwischen Arbeit und privatem Leben. Feste Abgrenzung, klare Strukturen, kein Arbeiten in der Freizeit. Flexibilität und Selbstverwirklichung durch die Arbeit rücken in den Hintergrund: „Sie sind gut ausgebildete Realisten und wollen die strikte Trennung von Beruf und Arbeit, da sie wissen, dass Arbeiten im digitalen Zeitalter überall und jederzeit möglich ist. Das Argument der flexiblen Arbeitszeiten oder gar Home Office kann sie nicht locken. Wenn sie um 17 Uhr Feierabend machen, sind sie nicht mehr erreichbar„
Ansprache Gen Z
An der Stelle verzichten wir lieber auf den Versuch, Werte, Merkmale und Motivation klar zu definieren. Wenn man es zu verallgemeinern versucht, dann kann vielleicht der Wunsch nach Entfaltung gelten. Möglichst ungebunden und möglichst vielfältig: so dass aus einer vermeintlichen Ratlosigkeit ein ungebremstes Entdecken und Ausprobieren, ein Entfalten in alle Richtungen wird. Was auf jeden Fall drin sein muss, ist Unterstützung einer ausgeprägten Technologieaffinität: eine Trennung zwischen digital und analog existiert nicht mehr.
Generation Z und Mediennutzung
Dass für die Gen Zs ein Leben ohne Smartphone und Social Media unvorstellbar ist, liegt nahe. Gen Zs interagieren aktiver und häufiger mit Visual Plattformen: das zeigt ganz klar der Jugend-Internet-Monitor 2020, eine repräsentative Umfrage zu den Social-Media-Favoriten von Jugendlichen (11-17 Jahre) in Österreich.

Hier die Nutzungszahlen-Entwicklung der vergangenen Jahre im Überblick
- WhatsApp (91%) (+8% | 2019: 83% | 2018: 85% | 2017: 93% | 2016: 94%),
- YouTube (91%) (+13% | 2019: 78% | 2018: 81% | 2017: 90% | 2016: 87%),
- Instagram (76%) (+5% | 2019: 71% | 2018: 63% | 2017: 68% | 2016: 55%),
- Snapchat (62%) (+10% | 2019: 52% | 2018: 59% | 2017: 65% | 2016: 52%),
- Facebook (48%) (+4% | 2019: 44% | 2018: 52% | 2017: 48% | 2016: 69%),
- TikTok (42%) (+23% | 2019 19%)
Fazit
„Es sind nicht unsere Unterschiede, die uns trennen. Es ist unsere Unfähigkeit, diese Unterschiede zu erkennen, zu akzeptieren und zu feiern.“ – Audre Lorde
Stellen wir uns das mal so vor: sechs (…oder gar sieben) Generationen unter einem brennenden Dach im Lockdown. Draußen tobt ein Virus, drinnen entfachen Konflikte. Gewaltfreie Kommunikation zu predigen wäre übertrieben. „Feiert eure Unterschiede“ zu jubeln wäre ein Schwachsinn. Aber… vielleicht wäre es einen Versuch wert auf die Unterschiede hinzuweisen. Sie zu erkennen, anzusprechen und versuchen sie zu akzeptieren. Und feiern? Nun ja… Brauchen wir nicht immer einen Grund zum Feiern?
Autorin: Vivian Scherz