
Rosig oder nicht? Der Tourismus-Sommer 2020 in Österreich
22. Juni 2020 Die Reisebranche in Österreich steht dieses Jahr vor einigen Herausforderungen, die an die Substanz gehen. Jahr für Jahr stiegen die Nächtigungszahlen in der Vergangenheit. Etwa 75% der Besucherinnen kamen in den letzten Jahren aus dem Ausland (1), aber auch immer mehr Österreicherinnen machten Urlaub im eigenen Land. Immerhin 71% gaben im November 2019 an, 2020 Urlaub in Österreich machen zu wollen (2).Doch dann kam Corona. Just zum Ende der Wintersaison, folgte auf eine Schreckensmeldung gleich die Nächste. Ganze Landstriche wurden abgeriegelt, Kitzbühel erlitt einen gewaltigen Imageschaden in ganz Europa und Winterurlaub, inklusive Apres Ski, wurden als Superspreader gebrandmarkt. Die Grenzen, Hotels und Herbergsbetriebe wurden geschlossen. Das Ende der Wintersaison endete in einem Stillstand des österreichischen Tourismus.
Seit Ende Mai dürfen Herbergsbetriebe wieder geöffnet haben. Seit Mitte Juni sind die Grenzen zu den Nachbarländern wieder geöffnet – der wichtige deutsche Markt ist damit wieder zugänglich. Die Gäste können kommen. Aber werden sie das auch tun? Das kann bisher niemand so genau sagen. Die Angst vor der zweiten Welle und eines erneuten Lockdowns ist überall zu spüren. Nimmt man die Daten aus dem Gastgewerbe, trübt sich die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität.
Doch die Krise bietet auch Chancen. Gerade im Social Media Bereich war es während des Lockdowns, und auch jetzt, möglich zu sehr günstigen Preisen Werbung zu schalten. In Krisenzeiten konsolidieren sich die meisten Unternehmen. Alle Ausgaben werden auf den Prüfstand gestellt und falls möglich gekürzt. Dem fällt auch häufig das Marketing zum Opfer. Dementsprechend drängen sich weniger Werbetreibende auf dem Markt. Die Werbeplattformen von Google und Co basieren auf einem Bietverfahren. Das heißt, dass jeder Werbetreibende um die vorhandenen Werbeplätze in eine Versteigerung eintritt. Je begehrter der Werbeplatz, desto teurer wird er verkauft. Gibt es im allgemeinen weniger Wettbewerb, sinken die Gebote insgesamt.
Noch eine weitere Entwicklung hat einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung im Social Media Marketing: es gibt ein größeres Angebot an Werbeplätzen. Die meisten Menschen verbrachten und verbringen immer noch viel Zeit zu Hause. Der Griff zum Smartphone und in die Social Networks ist da nicht weit. Je mehr Menschen Zeit auf Instagram & Co verbringen, desto mehr Werbeplätze stehen zum Verkauf. Auch das drückt die Gebote bei den Versteigerungen. Mehr Angebot und weniger Nachfrage resultiert in niedrigen Preisen.
Die untenstehende Grafik verdeutlicht das, anhand der Daten einiger Werbekonten im Verlauf eines Jahres. Dabei wurden nur Werbeanzeigen in Österreich berücksichtigt. Der Juni 2020 umfasst die Daten bis 15.6.2020. Der Knick im März ist deutlich zu sehen. Normalerweise fallen die Preise für 1.000 Impressionen erst im Sommerloch - August und September - dieses Jahr sind die Preise nach wie vor sehr niedrig.

Was bedeutet das für den österreichischen Tourismus konkret? Dieser Frage kann man sich nur annähern. Nach wie vor ist die Zukunft ungewisser denn je. Kommt eine zweite Welle? Werden ausländische Touristinnen im Sommer zu uns kommen? Oder zumindest im Winter? Kann der Binnentourismus die Verluste ausgleichen? Sind die Österreicherinnen überhaupt in Urlaubslaune? Diese Fragen kann niemand beantworten. Eine Antwort ist aber sicher: derzeit gibt es in den Social Networks günstige Möglichkeiten Werbung zu schalten und mächtige Werkzeuge um das angeschlagene Image wieder aufzupolieren.
Autorin: Sarah Kivalo
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1 Statistik Austria Hrsg. (2019): Tourismus in Österreich - Ergebnisse der Beherbergungsstatistik. Verlag Österreich GmbH:Wien
2 Statista (2020): Wo werden Sie im Jahr 2020 Ihren Urlaub verbringen?. Ruefa Reisebüro. URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/809240/umfrage/umfrage-zu-reisezielen-der-oesterreicher/ (Zugriff am 28.5.2020)