
Tipps & Tricks für gehirngerechtes Marketing
24. März 2020 In dem Artikel „Die Marke & das Gehirn – warum Marketinginstrumente wie Storytelling einfach funktionieren“ haben wir uns mit dem menschlichen Gehirn und einigen Erkenntnissen aus dem Neuromarketing auseinandergesetzt. Dann haben wir „Tipps und Tricks für gehirngerechtes Marketing“ versprochen. Und ihr habt versprochen, mit sehr viel Menschenliebe damit umzugehen.Da wir nun das mal geklärt haben, kann es losgehen.
1. Was verkaufen wir wirklich?
Das menschliche Gehirn begründet Entscheidungen nachträglich. Diese Entscheidungen werden jedoch auf der Grundlage von Emotion und Bauchgefühl getroffen. Obwohl letzteres ziemlich eindeutig auf den Entstehungsort hinweist, wissen wir, dass das so nicht stimmt. Emotionen und Intuitionen (ergo Bauchgefühle) sind im limbischen System zuhause. Begründungen entstehen aufgrund der rationalen Bemühungen unseres Neokortex.
Aus Marketingsicht: ja, wir verkaufen Produkte und Dienstleistungen.Aber was verkaufen wir wirklich? Glück? Zeit? Kontrolle? Freiheit? Sobald wir wissen, was wir tatsächlich verkaufen, wird die Kommunikation viel einfacher.
2. Emotionen und Werte in den Griff bekommen
Nachdem wir herausgefunden haben, welche Gefühle und Emotionen wir eigentlich verkaufen (ja… so direkt ausgedrückt klingt es fast brutal) müssen wir sie entsprechend in unsere Kommunikation einbinden.
Emotionen erzeugen elektrochemische Reaktionen im Gehirn, die sich auf die Art und Weise auswirken, wie wir Informationen verarbeiten. Als emotional geleitete Wesen liegt es im Interesse des Marketings, unsere menschliche Natur zu nutzen (wir erinnern an dieser Stelle an das Versprechen vom Anfang des Artikels).
Aus Marketingsicht:Eine der wichtigsten Fähigkeiten starker Marken ist, dass sie für etwas stehen und sich daran festhalten. Auf diese Weise kann eine emotionale Bindung mit ihrem Publikum entstehen. Auf lange Sicht funktioniert das allerdings nur dann wirklich, wenn es echt ist. Unternehmen müssen bereit sein, ihre Werte zu leben, unabhängig davon, ob sie gerade im Trend sind oder nicht. Wenn sich ein Unternehmen wirklich für etwas einsetzt, das für seine KundInnen wichtig ist, kann es diese emotionale Bindung nutzen, um langfristige Loyalität zu fördern.
3. KundInnenorientiert agieren
Das Reptilienhirn (bzw. der Hirnstamm), das für seine Entscheidungsfreude bekannt ist, ist auch sehr selbstzentriert. Das ist nur fair – es musste sich schließlich Millionen Jahre in erster Linie darauf konzentrieren, nicht zu sterben. Dieser Selbstzentrierung verdanken wir also quasi unser Überleben.
Aus Marketingsicht: wir verkaufen auch Vorteile, Mehrwert.Es geht nicht darum, was das Unternehmen anbietet, es geht darum, was die KundInnen erhalten. Wir müssen sicherstellen, dass es klar ist, warum das, was wir verkaufen, für den jeweiligen Menschen wertvoll ist.
4. Gewohntes und Vertrautes helfen
Wir erinnern uns – das Reptilienhirn und das limbische System haben keine Sprachfähigkeit. Sie können nicht artikulieren, aus welchen Gründen sie eine Entscheidung treffen. Das übernimmt für sie der Neokortex. Ziemlich praktisch für die beiden, wenn man es sich überlegt. Autor Christophe Morin nimmt sie in Schutz und behauptet, dass sie deswegen bei der Entscheidungsfindung nach Konkretem und Erkennbarem suchen. Damit der Neokortex nicht lange nach Gründen suchen muss.
Aus Marketingsicht:Machen wir es ihnen also einfach, indem wir vertraute Konzepte und Bilder verwenden. Das hilft auch bei Risikoaversion – Vertrautheit vermittelt Sicherheit.
5. Konsequenz lohnt sich
Konsequenz ist einer der wichtigsten Faktoren für die Schaffung starker Marken. Denn nur durch sie kann Vertrautes entstehen. Wechselnde Markenbotschaften, Tonalität oder gar Corporate Designs wirken verwirrend. Markenwiedererkennbarkeit entsteht durch konsequente Kommunikation.
Aus Marketingsicht:Wir müssen ein tiefes Verständnis dafür entwickeln, dass unsere Zielgruppe zwar immer wieder unsere Botschaften sieht, ihnen jedoch nur einen Bruchteil der Zeit ausgesetzt ist. Das bedeutet zwar nicht, dass wir sie immer wieder mit dem Gleichen zu Tode langweilen sollten. Vielfalt muss sein, allerdings in den Grenzen des Erkennbaren.
6. Besser ist besser
Laut Harvard Business Review sehnt sich unser Gehirn nach Unterschieden, um eine Entscheidung zu treffen. Unterschiede in der Qualität eines Produktes oder einer Dienstleistung werden am Markt immer unwesentlicher. Demnach auch viel schwieriger für die KonsumentInnen nachzuvollziehen. Und was schwierig ist, wird automatisch gemieden.
Aus Marketingsicht:Machen wir es den KonsumentInnen leicht, den Unterschied zwischen unseren Produkten oder Dienstleistungen und jener der Konkurrenz zu erkennen. Stichwort: USP.
7. Starke Bilder sagen mehr…
Das Reptilienhirn reagiert auf Bilder viel schneller als auf Worte. Der erste Eindruck basiert auf visuellen Reizen. Nach dem Buch „Brain Rules“ können sich nach 72 Stunden nur 10% der Menschen in Worten übermittelte Informationen merken, während sich 65% an Informationen erinnern können, die durch ein Bild kommuniziert wurden.
Aus Marketingsicht:Stellen wir sicher, dass genug Zeit, Energie und finanzielle Mittel für starkes Design zur Verfügung stehen. Die visuelle Identität macht die Marke aus. Die stärksten, einprägsamsten und bekanntesten Marken gehen weit über das Sprachliche hinaus, weil sie durch starke Bilder die ursprünglichen Teile des Gehirns ansprechen.
Wenn ihr an weiteren Erkenntnissen aus der Psychologie, die uns im Marketing helfen, interessiert seid – hier findet ihr einen spannenden Artikel zu dem Thema – 5 Erkenntnisse aus der Psychologie zur Verbesserung unseres Content Marketings
Für diese Erkenntnisse gilt bitte dasselbe Versprechen – sie sind nur mit viel Respekt, Verantwortungsbewusstsein & Menschenliebe anzuwenden.
Autorin: Vivian Scherz